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Sali Kafi. Mein Mann und ich sind uns uneinig was den TV Konsum unserer Tochter angeht. Sie ist 6 und schaut im Moment jeden Tag etwa 1h KIKA. Ich finde das zuviel, mein Mann findet es in Ordnung. Wir haben uns darauf geinigt dich zu fragen... und? Larissa, 36 und Mike, 41

Liebe Larissa und lieber Mike

Das ist die erste Frage, die ich von einem Paar erhalte und dann noch eine zum Thema Kindererziehung, nicht schlecht! Nachdem ich gestern überzeugend bewiesen habe, nichts vom Schiffbau zu verstehen, versuche ich es heute mal mit meinem Halbwissen zum Thema Fernsehn.

Das 'wie oft?' ist ja die eine Frage, die andere ist das 'was?' an sich. Wenn mein Sohn krank ist und nicht zu Schule darf/kann, dann darf/kann er Zuhause TV schauen. Mehr oder weniger den ganzen Tag lang. Er findet Grippe u.ä. eine sehr angenehme Angelegenheit, weil er sonst sehr wenig Fernsehn darf. Wenn er dann da zusammengerollt unter der Decke auf dem Sofa liegt und der ganze Tag über KIKA läuft, dann habe ich spätestens am frühen Nachmittag eine Mordslaune, die ihresgleichen sucht. Ich weiss ja nicht, wie andere Erwachsene das sehen, aber ich finde diesen Kanal grauenhaft. Was da an Stuss gesendet wird den ganzen Tag lang, entbehrt jeglichem Verstand. Wenn ich mir vorstelle, dass er sich diesen Chabis tagtäglich einverleiben würde, dann wäre ich vermutlich auch in Sorge.

Doch glücklicherweise gibt es digital TV. Nach der letzten Schulabsenz meines Sohnes habe in weiser Voraussicht einen Vorrat an Knight RiderHart aber Herzlich und Galileo angelegt, der selbst für eine hartnäckigen Influenza reichen sollte. Der Vorteil an alten Serien ist der Schnitt. Cutter hatten zu dieser Zeit noch bedeutend weniger zu tun und der Konsum ist darum dementsprechend weniger anstrengend fürs Gehirn.

Und apropos Gehirn: Ein Hirnforscher hat herausgefunden, dass beim Fernsehn die Übertragung von Bild und Ton immer um ein paar Hundertstel Sekunden voneinander abweichen. Bild und Ton sind daher nie vollkommen synchron, was aber für uns Erwachsenen keinerlei Rolle spielt. Unser Hirn hat die Erfahrung, dass es weiss, welcher Ton zu welchem Bild gehört. Bei einem Baby sieht es allerdings ganz anders aus. Sein Hirn nimmt noch Notiz von diesen Abweichungen und produziert als Reaktion darauf konstant Fehlermeldungen. Diese ständigen Fehlermeldungen des Hirns werden in einen Zusammenhang mit der Diagnose ADHS gebracht und ich bin fast überzeugt, dass auch der Carli Hirschmann als kleines Kind ganz viel Ferngesehen hat. Dies wird ihm heute allerdings zum Vorteil, weil sein Verteidiger wegen seiner ADHS-Erkrankung auf "vermindert schuldfähig" plädiert. ADHS ist demzufolge Schuld daran, wenn man eine Vize-Ex-Miss-Hinterdottingen zum Oralverkehr zwingt, und es war darum nur logisch, dass das Schweizer Fernsehn die Misswahl aus dem Programm gekippt hat. Schliesslich wird heute bei knapp 6% der Kinder ADHS diagnostiziert und da ist jede Miss weniger ein Gewinn für die gesamte Gesellschaft.

Ich als Mutter muss allerdings sagen, dass mir ein Sohn, der zuviel Fern sieht noch immer lieber ist, als ein Sohn, der sich auf  3+ zum Affen macht. Die Qualen, die ich ertragen müsste, wenn ich den geifernden Filius in den Armen wechselnder silberblickigen Damen sehen müsste, übersteigt das Leiden, das KIKA bei mir auslöst, um Weiten. In diesem Sinne freue ich mich schon auf die Frage seines Papas, was um Himmels Willen er bei der Erziehung seines Sohnes falsch gemacht hat.

Mit herzlichem Gruss. Ihre Kafi.

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