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Liebe Kafi. Ich weiss, Fragen Rund um die Liebe hast du zurzeit ziemlich satt. Deshalb habe ich auch einwenig ein schlechtes Gewissen dir zu schreiben. Trotzdem tue ich es, weil ich schon einbisschen verzweifelt bin. Im Juli ist die Beziehung zu meinem Exfreund auseinander, nach 2.5 Jahren. Die Konsequenz daraus: Wiedereinzug samt Katze bei den Eltern, da ich studiere. So weit so gut. Aber wie gewöhne ich mich nun an mein Singel-Dasein? Nach der Trennung habe ich mich in eine Romanze gestürzt. Habe es allerdings dann doch beendet, weil ich gemerkt habe dass ich nicht wirklich der Affäre-Typ bin. Meine Kolleginnen meinen, geniesse es doch einfach! Bleib eine Zeit lang alleine, da lernst du dich am Besten kennen und blabla. Irgendwie sehe ich die Vorteile einfach nicht wirklich. Gibt es denn überhaupt welche? Wie kann ich aufhören nach dem Mr. Right zu suchen und es einfach auf mich zukommen zu lassen? Dann dieser Junge, vier Jahre jünger. Reizt mich total. Aber 1. zu jung und 2. soll ich doch nun ein bisschen alleine sein. Liebe Kafi, du siehst ich bin verzweifelt und mit dem ganzen Single-Dasein-finde-dich-selbst Zeugs total überfordert. Liebe Grüsse. Nina, 26

Meine liebe Nina

Sie müssen meinetwegen doch kein schlechtes Gewissen haben, das wäre ja noch schöner! Dass ich tagtäglich Liebes-Fragen bekomme zeigt doch auch, dass man mir eine gewisse Kompetenz in diesem Bereich zuschreibt, das ist natürlich schmeichelhaft. Ich beantworte auch gerne Fragen, die sich um die Liebe und den ganzen Beziehungsstress im Allgemeinen drehen. Mehr Mühe habe ich mit Fragenden, die von mir eine konkrete Zukunftsanalyse verlangen, so im Stil von: "soll ich ihn verlassen oder nicht, oder haben wir noch eine Chance?" Denn woher zum Teufel soll ich das denn wissen, wenn noch nicht einmal die Involvierten einen Blassen haben? Ja meinen die denn wirklich, ich hätte neben meinem 27" Bildschirm eine Glaskugel stehen, oder was?

Aber nun zurück zu Ihrer Frage. Mich würde das ganze Single-Dasein-finde-dich-selbst Zeugs auch heillos überfordern, denn woher soll man bitteschön wissen, wo man mit der Suche nach sich selber beginnen soll? Ich kenne diese Art von Ratschlägen, sie füllen ganze Abteilungen von Ratgebern in Buchhandlungen. Und sie klingen ja im Prinzip auch ganz nett, nur weiss keiner, wie man sie umsetzen sollte.

Wenn Sie Ihr Leben weiter leben, und dazu sind Sie ja glücklicherweise gezwungen, schliesslich ist die Welt nicht stehen geblieben, nur weil Ihre Beziehung in die Brüche ging, dann wird es sich irgendwann von selber einrenken. Sich etwas vorzunehmen, wie zum Beispiel eben eine Weile lang allein zu bleiben oder sich nur in Männer zu verlieben, die mindestens gleich alt sind, wie man selber, sind absoluter Nonsense. Weil sich das Leben ja grundsätzlich an gar nichts hält, was man sich vornimmt. Was dann allerdings auch bedeuten würde, dass der ich-bleib-jetzt-mal-allein-Vorsatz doch noch sinnvoller ist, als verzweifelt auf die Suche zu gehen...

Aber wie dem auch sei. Ich rate Ihnen zu etwas ganz anderem, als die "Liebes-Sache" anzugehen, weil die braucht keinerlei Unterstützung, glauben Sie mir. Was Sie aber dringend tun sollten, ist sich eine neue Wohnsitaution zu schaffen! Sie haben jetzt eine Weile mit Ihrem Freund zusammen gelebt und sitzen jetzt wieder in ihrem Kinderzimmer zwischen den Barbiepuppen und den Backstreetboys-Starschnitt-Figuren? Geht's noch? Da ist es ja nicht wirklich verwunderlich, dass Sie der neuen Sitaution keinerlei Vorteile abringen können, wie auch!

Suchen Sie sich schnellstens eine nette WG und in Brockenstuben nach einem eigenen Tisch, als Ihre Füsse wieder unten den der Eltern zu strecken. Richten Sie Ihr neues Leben ein und machen Sie kleine Schritte nach vorn, anstatt sich in die Vergangenheit zurück katapultieren zu lassen!

Ich bin überzeugt, dass dieser Move so einiges in Bewegung setzen wird, was sich jetzt irgendwie statisch anfühlt. Nein, ich bin noch mehr als überzeugt; ich weiss es!

Und was den Jüngling angeht, der Ihnen ja angeblich viel zu jung ist, kann ich Sie nur zu gut verstehen. Als mir vor fünf Jahren in Montreux der damals knapp über 20jährige Paolo Nutini vorgestellt wurde, hatte ich einen Speichelsturz und mir knickten kurz die Beine weg. Hätte ich nicht Mann und Kind an meiner Seite gehabt, ich wäre doch glatt mit ihm durchgebrannt. Und seine blutjunge Freundin, die währenddessen daneben stand, hätte ich gleich auch noch mit eingepackt. Seien Sie also etwas grosszügig, was den Altersunterschied angeht. Wer weiss, wie lange es dauert, bis Ihnen wieder ein Gleichaltriger über den Weg läuft, der Sie so total reizt?

Mit ganz liebem Gruss! Ihre Kafi.

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