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Liebe Frau Freitag. Wir sind an die Hochzeit eines Freundes meines Freundes eingeladen. Ich kenne ihn, finde ihn gut, die Freundin von ihm ist leider nicht so unser Fall, aber das tut eigentlich nichts zur Sache. Die Hochzeit hat ein Motto, das auch nicht so unser Fall ist. Wir haben uns überlegt ob es gestattet ist mit diesen zwei Vorurteilen überhaupt hinzugehen und haben uns entschieden zu gehen (mit gemietetem Kostüm) und alles daran zu setzen, dass es der so viel gerühmte «schönste Tag» für SIE beide wird und unsere Gedanken zurück zu stecken und uns einfach mit ihnen zu freuen. Jetzt steht auf der Einladung, dass sie sich keine Geschenke sondern Geld wünschen. Ja aber wie viel Geld schenkt man denn überhaupt an einer Hochzeit? Dazu kommt, dass mindestens der Bräutigam etwa das Dreifache von mir verdient - dann find ich es schon irgendwie lächerlich mit dem Hunderternötli aufzukreuzen. Es würde mich sehr freuen, wenn du mich in dieser Angelegenheit ein wenig unterstützen könntest! Lilly, 29

Liebe Lilly

Ich finde Sie toll. Sie haben die Grösse, über eine Braut, die nicht so Ihr Fall ist und über ein Motto hinwegzusehen und sich zugunsten des Brautpaars zurückzunehmen. Das ist schon mal nicht ganz so einfach. Drum: Kompliment an Sie.

Das mit dem Motto würde ich locker sehen. Denn obwohl ich eine totale Fasnachts-Hasserin bin, habe ich Partys mit Dresscode-Motto nur in bester Erinnerung. Man macht sich gemeinsam lächerlich und bewegt sich ausserhalb seiner eigenen Komfortzone und das ist grundsätzlich keine schlechte Voraussetzung für ein gutes Fest.

Aber nun zum wirklichen Thema, dem Geldgeschenk. Geht gar nicht. Ich finde es superheikel, Geld zu wünschen. Das kann man machen, wenn alle Gäste monetär in der gleichen Liga spielen. Ansonsten ist es nur peinlich und für die Gäste mit weniger Kohle äusserst demütigend. Es ist verständlich, dass man verhindern will, dass man dann schlussendlich mit fünf Smoothie-Blendern dasteht und darum lieber Geld wünscht. Aber gleichzeitig ist es einfach unglaublich stillos, weil man gewisse Gäste damit blossstellt. Und ich sehe schon das Brautpaar, wie es am Tag nach der Sause die Kohle zählt und auf einer Liste hinter den Gönnern einträgt. Wääääääääääähhhhhhhhhh!!!

Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, würde ich den Wunsch eiskalt ignorieren und das schenken, was Sie eigentlich eh vorhatten. Oder noch besser ein Geschenk, welches sich monetär überhaupt nicht verorten lässt. Gemeinsame Zeit ist zum Beispiel etwas in die Richtung. Oder wissen Sie, was mir in dieser Sekunde auch noch einfällt: Schenken Sie eine Frigor-Schoggi mit aufgeklebtem Fünfliber! Und dazu ein paar graue Wollsocken. So wie es das Grosi seit Jahren macht und sich saumässig spendabel dabei fühlt.

Alles Liebe! Ihre Kafi.

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