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Liebe Frau Freitag, nachdem ich seit bald 2 Wochen vergeblich auf Ihre Antwort warte, habe ich die Hoffnung aufgegeben. Warum auch immer meine Frage keiner Ihrer herrlichen Antworten würdig war, ob aufgrund derer Langweiligkeit oder meiner Sprache, ist im Grunde egal. Leider bin ich etwas resonanzsüchtig, vor allem wenn es um herausragende Menschen wie Sie geht. Hier eine neue Frage (die erste konnte ich mir beantworten, zumindest fast): oje, keine Buchstaben mehr übrig. Herzlich. Sarina 35

Liebe Sarina 

Ihre Resonanzsucht wird es bei mir schwer haben, das kann ich Ihnen gleich sagen. Bei über 25 Fragen, die ich pro Woche erhalte und 3, die ich davon beantworte, kann es schon mal etwas länger dauern als 2 Wochen. Ihre Frage war nicht langweilig. Aber dann auch nicht so wichtig, dass ich ihr einen Vortritt gewährt hätte vor den beiden Fragen, die sich um verstorbene Menschen gedreht haben und um Liebesdinge, wie dir Ihre. 

Ich verstehe schon, dass Ihnen Ihre Frage am wichtigsten erscheint. Aber ich muss Ihnen leider sagen; ist sie nicht. Wenn ich eine Frage erhalte, die eine wirkliche Dringlichkeit oder persönliche Not beinhaltet, ziehe ich diese immer allen anderen vor und schicke die Antwort noch in einer persönlichen Mail an die fragende Person.(Das mache ich bei allen anderen Fragen nicht, dafür muss es wirklich etwas sehr existenzielles sein.) 

Sie haben in der Zwischenzeit selber eine Antwort gefunden, das ist doch schön! Und passiert nicht selten, wie meine Erfahrung zeigt. Gerade Fragen, von denen man denkt, man müsste sie sofort beantwortet und gelöst haben, profitieren nicht selten von etwas zeitlichem Aufschub. Und vom nichts Entscheiden, nichts Tun. Das klingt vielleicht paradox, ist es aber nicht. 

Ich beantworte seit knapp 5 Jahren wöchentlich 3 Fragen. Das sind im Dezember dieses Jahres 780 beantwortete Fragen. Meine Antworten haben in dieser Zeit so einiges bewirkt, wie man mir geschrieben oder gesagt hat. In Zürich gibt es wegen meiner Abtreibungsantwort 3 Kinder mehr und etliche Menschen haben den Sprung in einen neuen Job gewagt oder aus einer nicht mehr zu rettenden Ehe, weil sie sich eine Antwort von mir zu Herzen genommen haben. Diesen Blog und diesen Service habe ich über 2 Jahre lang ohne Lohn, vollkommen gratis gemacht. Nun bin ich bei watson und werde dafür bezahlt. 

Sie meine Leserinnen und Leser bekommen meine Antworten aber noch immer gratis, Sie bezahlen keinen einzigen Rappen dafür. Im Gegenteil. Viele lesen meine Antwort mit einer arroganten Erwartungshaltung. Manche Leser haben das Gefühl, sie hätten ein Anrecht auf eine bestimmte Antwort. Denen rate ich gern zu einem eigenen Blog, mit eigenen Antworten. Andere haben einen eigenen Blog, der aber kein Schwein liest und darum haben sie viel Zeit, meinen zu kommentieren… Ich freue mich darüber, denn auch als Blogger lebt man schlussendlich von der Resonanz und die unterscheidet nicht zwischen positiv und negativ. Jedem Kommentar geht ein Klick und ein Lesen voraus und darum störe ich mich auch nicht an Kritik, solange sie inhaltlich und fair bleibt. 

Man hat mir schon oft geraten, einen Priority-Service anzubieten, bei dem man eine schnelle Beantwortung mit einer Gebühr erkaufen kann. Ich habe mich aber bewusst dagegen entscheiden, weil meine Antworten nicht käuflich sind und ich frei bleiben will in meiner Entscheidung, welcher Frage ich mich annehme. Darum bin ich auch bei watson und keinem anderen Arbeitgeber. Hier erlebe ich keinerlei Zensur und darf schreiben, was ich will und wie ich es will. Diese Freiheit ist mir wichtiger, als ein zusätzliches Einkommen, dass ich damit generieren könnte. 

Wenn Ihre Resonanzsucht gross genug ist, dann kommen Sie in eine persönliche Sitzung. In meiner Arbeit als Coach bin ich käuflich, dort regiert das Geld. Dort haben Sie für 180 Franken eine Stunde lang meine volle Aufmerksamkeit. Aber auch da muss ich Sie leider vertrösten. Meine Praxis ist bis in die 2. Novemberwoche ausgebucht, Geduld werden Sie auch hier an den Tag legen müssen. 

Herzlich, Ihre Kafi

P.S. Ihre Dankesmail und Liebeserklärung an mich habe ich am Tag des Empfangs verdankt. Wenn man sich über Resonanz freut macht es allerdings Sinn, wenn man eine funktionierende Mailadresse ins Absenderfenster setzt.

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