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Hoi Cafi. Im Moment versuche ich mich in meinem Leben zurechtzufinden und suche dafür nach geeigneten Rolemodels. Hast du auch solche und welche? Wie findet man die richtigen heraus? Danke. bye bye. Rosa, 21

Liebe Rosa

Das ist eine tolle Frage, danke! Ja natürlich habe ich auch Vorbilder. Sogar eine ganze Litanei davon. Weil ich es wahnsinnig inspirierend finde, mir vorzustellen, ich könnte mir von jemandem ein Stück abschneiden. Und das ist auch mein persönliches Geheimnis. Ich suche nicht die vollkommenen und kompletten Vorbilder, weil die gibt es für mich nicht. Aber einzelne Aspekte von Menschen, die mich faszinieren und anspornen. Ich will Ihnen gerne mal eine kleine Auswahl davon vorstellen und erläutern, was mich an diesen Personen inspiriert und welchen Bereich diese bei mir abdecken.

Was das Schreiben anbelangt, ist für mich Michèle Binswanger ein ganz grosses Vorbild. Sie ist sehr radikal und gründlich in ihrer Denke und wagt es immer wieder, festgefahrene Dogmen zu hinterfragen. Wenn sie in ihren Texten Tabus bricht, dann geht sie aufs Ganze und gibt etwas von sich preis. Es gibt heute so viele Schreiberlinge, die sich ach! so wahnsinnig gewagter Themen und Tabus bedienen, es aber dann dabei belassen zu schreiben, dass dieses heikle Thema zwar besteht und viele betrifft, aber natürlich sie selber nicht. Das sieht vielleicht auf den ersten Blick gewagt und couragiert aus, ist aber in Tat und Wahrheit feige und verklemmt. Aus sicherer Distanz über ein Tabu schreiben ist so GÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄHN! Wer radikal und mutig sein will, muss nach A auch noch B sagen und die eigene Hose runterlassen können. Michèle Binswanger kann das und deswegen ist sie ein Vorbild für mich. Als wäre dem nicht genug, ist sie auch noch sehr sympathisch und im Gegensatz zu vielen in der Branche kein bisschen stutenbissig.

Wenn ich ein Vorbild dafür habe, wie jemand alles aus sich herausholt und zu sich steht, wie er ist, dann ist es die Daniela Katzenberger. Sie mögen sich jetzt vielleicht wundern, aber das ist kein Witz. Ich finde sie wirklich grossartig. Sie hat die Grösse, über sich selber zu lachen und wagt Dinge, welche die Komfortzone vieler Menschen um Weites überschreitet. Das müssen Sie mir in dieser ausgeprägten Form bei jemand anderem erst einmal zeigen. Ausserdem hat sie eine total ungekünstelte Art, mit Menschen umzugehen. Mag sein, dass sie selber wie ein Kunstobjekt daherkommt. Ihre Art ist aber echt und ihr Selbstwertgefühl gesünder als das manch anderer. Die Katzenberger hat Empathie, dass es für ein ganzes Dorf reichen würde. Und sie macht etwas aus sich. Ob einem das Ergebnis gefällt, oder nicht, steht dabei auf einem anderen Papier. Aber für mich ist sie deswegen ein Vorbild. Basta.

Apropos Pasta; was den ungezwungenen Umgang mit fremden Menschen betrifft, hätte ich an dieser Stelle auch noch den Ivo Adam nennen können. Der stellt sich bei irgendjemandem in die Küche und plaudert, als würde man sich schon ewig kennen. Ich finde das so toll!

Clifford Lilley ist für mich ein Vorbild, was sein Charisma und seine Stimmung anbelangt. Sie können ihm begegnen, wann immer Sie wollen: Er ist immer gut gelaunt und ausgesprochen freundlich. Noch nie habe ich ihn arrogant erlebt. Er ist zu allen Menschen gleichermassen freundlich, ein sonniges Gemüt und bereichert jeden Anlass mit seinem Sein. Dabei wirkt er auf mich niemals oberflächlich. Ich gehe davon aus, dass er wie jeder andere Mensch auch seine Sorgen und Nöte hat. Die scheint er aber Zuhause zu lassen, wenn er ausgeht. Andere können das als verdächtig empfinden, ich finde es bewundernswert. Die bereits gestern zitierte Shawne Fielding beherrscht dies übrigens auch. Aber sie kommt in Sachen Charme und Charisma niemals an den guten Clifford ran.

Meine beste Freundin und Geschäftspartnerin Sara ist für mich ein grosses Beispiel wegen ihrer unbezwingbaren Lebensfreude. Ihr inneres Kind ist selbst heute noch grösser, als meines in der Kindheit je war. Sie ist wahnsinnig klug und beherzt und engagiert und ich bin sehr daran gewachsen, ein bisschen mehr so sein zu wollen, wie sie es ist.

Ich könnte Ihnen noch so viele Menschen aufzählen, die für mich eine Vorbildfunktion haben! Die meisten sind öffentlich nicht bekannt, darum habe ich hier ein paar geläufigere Beispiele genannt.

Wenn ich so weiter darüber sinniere, wer für mich ein Vorbild ist, dann fällt mir auf, dass alle meine engsten Freunde etwas an sich haben, dass ich gerne modellieren würde. Darum empfinde ich diese Menschen auch als so inspirierend! Natürlich kann man sich gängige Role-Models zulegen, die einem von der Gesellschaft vorgegeben werden: für Weltverbesserer die Mutter Theresa, für Feministinnen die Alice Schwarzer und für couragierte Anne Frank. Ich bevorzuge es aber, spannende Aspekte an Menschen in meinem Umfeld zu sammeln und mich an diesen zu orientieren. Irgendwie wird es für mich dann menschlicher und lebendiger und damit auch lebbarer. Aber egal, welche Sie für sich selber bestimmen; Vorbilder sind eine hervorragende Strategie, um sich eine Richtung vorzugeben. Dafür kann es reichen, dass Sie unbedingt einmal so freundlich zurückgrüssen wollen wie der Buschauffeur der Linie 31 es tut, oder dass Sie sich gerne so herrlich freuen könnten, wie wenn Ihre beste Freundin ein Geschenk aufmacht.

Vorbilder sind überall. Man muss sie nur sehen! Lieben Gruss! Ihre Kafi.

 

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